Das Verhör in Groß Gischau

“Ao 1655 den 15 Junii am tage Viti wart Thie LUCHSen der Kuhhirtischen tochter kint so unecht getauffet hat Zwölff Gevattern Anna STRASSENBURGes Haussfraw, Anna Cersten WEGENERs Scheffers daselbst Hausfraw, Ilse Cersten MÜLLERs Hausfraw, Thie Kersten MÜLLERs Magdt, Grete RECKELINGs auf Jochim MÜLLERs oder RECKLINGs Hoff, Phie Jochim DREVENSTEDT Fraw, Thrine PAGELs, Jochim STRASSENBURGK der Knecht Dietrich SCHULTZE, Hans TUNECKE, Jochim MÜLLER, Jochim FUHRMANN, das Kint heisset Anna ist geboren den 11 Junii war der Montag nach Pfingsten gegen abent; Frawens in der noht seint bei ihr gewesen die TUNEKEnsche als BadeMutter, die STRASSENBURGische undt Thomas SCHULTZEn Fraw.

 

Diese Thie LUCHSen ist von mihr Gottschalck Joachim SCHMIEDen weil sie sich hinder Heilige Drei Könige in Groß Gischau heimlich ohne mein Vorbewust aufgehalten den 22 Martii war der Donnerstag nach Oculi verhöret worden in Assem PAGELS Hauß in Beisein Thomas SCHULTZEn als Kirchvaters undt Assem PAGELS dieser aber weil er Cersten MÜLLERn als der damahlen kranck haben seien müssen hat das Verhör nicht abwarten können ist von mihr befraget:

 

1. Wer sie beschlaffen

R: Der Kerl hiess Thewes wuste seinen Zunahmen nicht er hette zu Klein Wieblitz gedienet bei KREVETs von da hette er sich begeben nach Gerstedt von da hette er in Buchwitz gedienet undt in Klein Wieblitz were sie mit ihm bekant worden; nach der Beschlaffung were er in die Börde Dreschens halber hingangen.

 

2. Wie der Beschlaffenen Nahme

R: Sie hiesse Thie LUCHSen Jürgen LUCHSen aus Klein Wieblitz nachgelassene Tochter ihr Vater were zu Klein Wieblitz bei Leuten immer gewesen.

 

3. Wen die That geschehen

R: 14 Tage nach Bartholomaei am Sontage

 

4. Wo die That geschehen

R: Zwischen Audorf und Rohrberg undt were dieser Knecht eben von Klein Wieblitz kommen hette nach Groß Apenburg gehen wollen; Sie aber were von Groß Gischau da sie ihre Mutter besuchet eben weggangen undt also mit ihm fortgangen aufm Audorfischen Felde wen man von Gischau nach Rohrberg gehen will ist sie zu falle gebracht auf den Wischen.

 

5. Ob sie nach der Zeit zu Rohrberg zum Abentmahl gewesen

R: Ja den 8 November war der Bettag vor Martini Ao 54 were sie zu Abentmahl gewesen zu Rohrberg aber nicht im Haarm(?) Den 1 Aprilis Dominica Judica hat sie zu Groß Gischau das Abentmahl bei öffentlicher Versamlung empfangen. Undt den Sonnabent da ich ihr in absolutione vorgehalten obs auch so were wie sie bekennete undt dabei sie scharff vermahnet hat sie gesaget ja es were nicht anders sie wüßte sonst von keinem.

 

6. Den 12 Junii wie ihre Mutter zu Beetzendorf mihr angesaget das das Kint geboren berichtet sie der Thäter solle sich in Bismark aufhalten.

Den 15 Junii war der Tag Viti Ao 1655 kurz ehe ich nach der Kirchen ging das Kint zu tauffen habe ich des unechten Kindes Mutter nochmahlen befraget auf alles was sie vorhero bekant undt sie dabei gantz bestendig verplieben dabei seint de novo gewesen Zwo Zeugen Cersten MÜLLER undt Thomas SCHULTZE beide Kirchveter.
Dieses hat sie das mahl noch bekant sie hette sich lengst mit dem Kerl verlobet das nu ins dritte Jahr were er hette ihr einen halben Thaler gegeben undt hette ihr ein Schnuptuch abgenommen dem hette sie ihm gelassen were geschehen in einer Hochzeit auf einer Schefferei bei Stendal auf der lincken Hant nach Rochau. Nach der Verlobung aber hetten sie einer von den andern keine Post gehabt bis da sie einander wieder gesprochen undt die Schwengerung geschehen; Wie sie sich mit ihm verlobet hat sie noch zu Ahlum gedienet und von dort ist sie nach Rohrberg kommen.”